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Machteld Schoep — Schoonheid

Schoonheid (Schönheit) ist die erste museale Einzelpräsentation der Fotografin Machteld Schoep (1962 - 2019) und findet in den frei zugänglichen Räumen des Museum van Bommel van Dam statt. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus dem Oeuvre der Fotografin, das von einem besonderen Sinn für Humor und einem Auge für die Schönheit des Alltäglichen geprägt ist.

Machteld Schoep wird 1962 in Venlo geboren. Die meiste Zeit ihres erwachsenen Lebens verbringt sie in Rotterdam, später in dem nur zehn Kilometer entfernten Schiedam. Sie absolviert die Kunstschule, Fachbereich Mode, stellt aber bald fest, dass die Mode nicht ihre Welt ist. Die Fotografie hingegen schon. Im Jahr 2003 bekommt sie einen Job in der Kommunikationsabteilung von Mecanoo Architects in Delft, wo sie bald die Möglichkeit hat, sich fotografisch weiterzuentwickeln. Sie porträtiert ihre vielen Kollegen, aber vor allem fotografiert sie unzählige Bauprojekte des weltberühmten Architekturbüros, sowohl in den Niederlanden als auch im Ausland. Auf diesen Fotos sind fast immer Menschen zu sehen, was in der Architekturfotografie zu dieser Zeit ungewöhnlich ist. Schoep findet Fotos von Gebäuden ohne Menschen langweilig: „Man muss sie mit ihren Nutzern porträtieren, um Aussehen und Atmosphäre möglichst authentisch einzufangen“, lautet ihr Credo. Sie geht nur noch selten ohne ihre Canon aus dem Haus und entwickelt sich außerhalb ihrer Arbeit für Mecanoo zu einer autonomen Fotografin. Als klar wird, dass sie unheilbar krank ist, beschließt Schoep, die letzten Wochen ihres Lebens in Venlo zu verbringen. Dort stirbt sie am 15. Mai 2019.

Schoeps Fotos zeigen einen großen Sinn für Schönheit und Komposition. Aus ihrer Aufmerksamkeit und ihrem Blick für Details spricht eine große Liebe zum Motiv. Sie liebte die Einfachheit, hatte eine Abneigung gegen Überheblichkeit und war in ihrer Arbeit ebenso ehrlich, direkt und witzig wie im alltäglichen Leben. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Schönheit, die die Fotografin in allem zu finden wusste.

Panda

Machteld Schoep hat sich seit 2005 ganz der Fotografie verschrieben. Sie besucht Kurse, absolviert eine Fotoschule und lernt von anderen Fotografen. Insbesondere mit dem Fotografen Harry Cock, der neben Mecanoo auch für die Zeitung `Volkskrant´ und andere Publikationen arbeitet, teilt sie ihre Erfahrungen und tauscht Tipps und Tricks.

2016 schafft sich Machteld Schoep einen Fiat Panda an: Sie hat das Auto oft auf Korsika herumfahren sehen und liebt es. Auch wenn der Panda eigentlich zu klein für ihre Körpergröße ist, liebt sie ihn. Sie fotografiert das Auto an allen möglichen verrückten Orten. Harry Cock antwortet mit Bildern von seinem roten Mini.

Picture a vacuum

Rosa Vrij

Das Museum van Bommel van Dam findet es wichtig, jungen Künstlern ein Podium zu bieten. Für die Präsentation Schoonheid hat das Museum daher die Künstlerin Rosa Vrij (1994) gebeten, auf das Werk von Machteld Schoep zu reagieren. Für ihr Projekt HUIS III reiste Vrij 2023 für ihr Projekt HUIS III durch die Provinz Limburg, eine Übung in Achtsamkeit und ein Versuch zu entdecken, was ein Haus zu einem Zuhause macht. In letzter Zeit hat sich die Künstlerin mit der Frage beschäftigt, ob ein Raum Erinnerungen beherbergen kann.

In der Arbeit von Machteld Schoep sieht Rosa Vrij Objekte und Zeichen, in denen das menschliche Handeln noch sichtbar ist. Indem sie die Fotografien sehr genau betrachtete und nachzeichnete, entdeckte sie eine wiederkehrende Absurdität, von sowohl alltäglichen als auch undefinierbaren Objekten. Sie spürte, dass hinter den Dingen, an denen man im Alltag vorbeikommt, Geschichten stecken. Sie sammelte diese Gegenständeund schuf damit die Grundlage für eine neue Videoarbeit mit dem Titel Picture a vacuum. Darin reflektiert Vrij über den Raum als eine Erweiterung von uns selbst, in dem Erinnerungen gespeichert und auch wieder vergessen werden.

Menschen behandeln Pflanzen seltsam

Innere Schönheit

Machteld Schoep porträtiert in ihrer Arbeit für Mecanoo Menschen in ihrem architektonischen Umfeld. In ihrer Serie Plants and Mon Village sind diese Menschen weitgehend abwesend. Und doch sind sie präsent. Der Titel, den Schoep der ersten Serie gegeben hat, verdeutlicht dies: "Menschen behandeln Pflanzen seltsam". Wir sehen Räume, in denen Menschen wohnen, leben und arbeiten, und wo Gegenstände zu Figuren werden.

In ihren Stillleben - unter anderem vom Eingang eines Wohnkomplexes in Toulouse, einem Waschsalon in Schiedam, Schreibtischen in der Martin Luther King Jr. Memorial Library in Washington DC und französischen Innenräumen - bekommen unbelebte Gegenstände eine Seele. Sie verleihen dem intimen Raum einer häuslichen Umgebung und den Orten, an denen wir jeden Tag ahnungslos vorbeigehen, Persönlichkeit, Farbe und ein Gefühl der Sicherheit.

GUT!

Schönheit von außen

Machteld Schoep hat einen ausgeprägten Sinn für Komposition: Die Dinge müssen stimmen, im richtigen Verhältnis zueinanderstehen. Das kann man anhand dieser Serien perfekt sehen. Ihr geübtes fotografisches Auge, ihr architektonischer Blick und ihre Liebe zum Alltäglichen kommen hier zusammen. Nur die Menschen fehlen, aber die Gebäude haben Persönlichkeit, Charakter und Seele. Sie zeigen Menschlichkeit und werden mit gleicher Aufmerksamkeit porträtiert.

Gemeinsam mit Freundin Pauline und Partner Jos hat Machteld Schoep zwischen 2009 und 2011 unzählige Bankettsäle im Gers, einer Region in Frankreich, in der Pauline lebt, besucht. Solche Festsäle - salle de fête oder foyer familial - spielen eine wichtige Rolle im Leben der Menschen in den oft kleinen ländlichen Dörfern. Sie werden sorgfältig gebaut und liebevoll gepflegt. Sie bieten Raum für Dorffeste, Discoabende, festliche Mahlzeiten und andere gesellschaftliche Zusammenkünfte der Bewohner. Schoep weiß sofort, wenn das Foto eines solchen Festsaals stimmig ist: sowohl bezüglich der Komposition, als auch was Atmosphäre und Technik betrifft. "Gut!", schreibt sie manchmal zufrieden.

Die hier versammelten Serien, die Machteld Schoep Festsäle und Naturbanismus genannt hat, haben vieles gemeinsam. Melancholie, Trostlosigkeit, der Mensch und seine Spuren in einer sich ständig verändernden Welt und vor allem ihre Schönheit. Es sind Landschaften mit einem eigenen Wesen. Schoep umarmt das scheinbar Gewöhnliche. In dem, was viele Menschen als hässlich empfinden würden, sieht die Fotografin Schönheit.

M8Held

Schönheit von innen und außen

Bei Mecanoo Architects, wo Machteld Schoep seit 2003 arbeitet, kann sie ihre fotografischen Ambitionen verwirklichen. Francine Houben, Kreativdirektorin von Mecanoo, erkennt das Talent von Schoep und gibt ihr die Möglichkeit, die Fotoschule zu besuchen, um die Technik besser zu erlernen. Schoep ist wissbegierig und ergänzt ihre fotografische Ausbildung durch ein geradezu fanatisches Selbststudium. Schon bald passen Schoep und Houben gut zusammen und wählen gemeinsam die nationalen und internationalen Fotografen aus, die Mecanoos Arbeiten fotografieren sollen.

Machteld Schoep fotografiert zunehmend auch auf eigene Faust. Liebste Motive sind ihr die Projekte von Mecanoo in der Praxis, d.h. mit Menschen darauf. Diese Menschen entsprechen nicht immer dem ästhetischen Bild der üblichen Architekturfotografie. Mit ihrem Gespür für die Besonderheiten des Alltags, kreiert sie ihren ganz eigenen Stil. Die Architekten von Mecanoo wissen immer, wo sie Schoep finden, wenn sie ein bestimmtes Foto von ihrem Projekt brauchen. Schoep reist nach Manchester, Cambridge, Kongsberg, New York, Washington und Boston, aber auch zum Flughafen Schiphol, nach Lisse, Leiden, Den Haag und Valkenburg. Sie ist aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Mit ihrer Leidenschaft und ihrem Sinn für Humor und Schönheit spielt sie eine wichtige Rolle bei der Präsentation der Projekte von Mecanoo in aller Welt. Im Katalog Mecanoo: People Place Purpose von 2015 stammt etwa ein Drittel der Fotos von Schoep. Auch im jüngsten Buch Mecanoo: People, Place, Purpose, Poetry aus dem Jahr 2023 sind viele ihrer Arbeiten zu sehen. Sie wird immer noch vermisst, wie die in dem Buch enthaltene Hommage an sie beweist.

Sauberes Schiedam

In den Arbeiten von Machteld Schoep ist eine eigenwillige Schönheit zu erkennen. Sie ist ehrlich, bescheiden und unkompliziert. Jede Fotografie überrascht mit einem großen Gespür für ihr Motiv, sei es ein Gebäude, ein Interieur oder eine Person. Die Serie Sauberes Schiedam zeigt ihren freundlichen und offenen Blick, der sich in den porträtierten Menschen widerspiegelt. Schoep fotografiert Menschen, die sie einfach so in der Nachbarschaft trifft. Sie spricht mit jedem. Die Menschen, die sie bittet, für sie zu posieren, fühlen sich zumeist geschmeichelt.

Machteld Schoeps Arbeit erzählt eine Geschichte. In den 15 Jahren, in denen sie sich ganz der Fotografie widmen konnte, ist es ihr gelungen, ihren eigenen Stil zu entwickeln: etwas anders, mit Humor und Liebe zu dem, was vor der Kamera passiert. Die Welt, wie sie sie beobachtete und wie sie sie in ihrer autonomen Arbeit zeigte, spiegelt sich auch in ihrer Arbeit für Mecanoo. Ohne Schnörkel. Direkt und rein. Schön und schlicht zugleich. Das war Machteld Schoep.