

Unbegrenzt — Giselle Kuster
Über das faszinierende Leben und Werk von Giselle Kuster: eine Wiederentdeckung
In diesem Frühjahr präsentiert das Museum van Bommel van Dam eine Ausstellung und eine begleitende Publikation über die faszinierende Lebensgeschichte und das vielseitige Werk der vergessenen Künstlerin und Galeristin Giselle Kuster (Venlo, 1911 – Heerlen, 1972). Damit leistet das Venloer Museum einen wichtigen Beitrag zur Aufwertung einer progressiven Künstlerin. Neben Werken aus der Museumssammlung umfasst die Ausstellung auch als verschollen geltende Gemälde und Entwürfe, die das Museum durch einen öffentlichen Aufruf aufgespürt hat. Darüber hinaus werden Arbeiten bekannter Zeitgenossen und Inspirationsquellen wie Charley Toorop, Jan Sluijters und Otto van Rees präsentiert, die das Werk von Kuster in einen nationalen Kontext stellen. „In den 1940er und 1950er Jahren hingen ihre Gemälde in den Kunstgeschäften neben denen von Toorop und Bart van der Leck, und ihre Werke gingen für den gleichen Preis über den Ladentisch wie die von Sluijters. Kuster ist bis heute zu Unrecht unterbelichtet“, ist Kurator James Hannan überzeugt.
22. März 2025 bis einschließlich 17. August 2025
Bitte beachten Sie: Wegen der Venloop bleibt das Museum am Samstag, den 29. und Sonntag, den 30. März geschlossen.
Gesucht & gefunden
Der Bekanntheitsgrad von Giselle Kuster ist noch relativ gering, obwohl ihr Werk außerhalb der Sammlung des Museums van Bommel van Dam bereits von vielen in den Niederlanden geschätzt wurde. Anfang November startete das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst mit einer gezielten Plakat-, Flyer- und Social-Media-Kampagne eine Suche nach den verschwundenen Gemälden. Im Hinblick auf die Ausstellung und die Publikation wollten die Mitarbeiter Kusters Werk kartieren. Nach Recherchen in den Archiven wurde gemutmaßt, dass rund 100 Kunstwerke im Umlauf sein könnten.
„Die Aktion war um ein Vielfaches erfolgreicher, als wir zu hoffen gewagt hatten. Etwa 130 Kunstwerke sind bereits aus den Wohnungen der Menschen zusammengekommen“, freut sich Hannan. Dank des Aufrufs hat das Museum auch Gemälde erhalten, von deren Existenz das Team gar nichts wusste. Vom frühesten bekannten Gemälde der damals 17-jährigen Kuster bis hin zu einem großen Werk, das gerade noch rechtzeitig vor der Verschrottung gerettet werden konnte. „Eine große Bereicherung für die Forschung. Wir haben immer vermutet und gehört, dass sie eine sehr vielseitige Künstlerin war“, so Hannan. „Was wir seitdem gesehen haben, bestätigt dieses Bild. Kuster war in vielen Stilen zu Hause: vom Expressionismus bis zum Kubismus. Eine künstlerische und technische Alleskönnerin.“


Neubewertung einer Künstlerin
Aber warum ist diese Künstlerin dann in Vergessenheit geraten? Früher wurde dies gerade auf Kusters Stil- und Themenvielfalt zurückgeführt. Im Begleitheft zur letzten Ausstellung ihres Werks im Museum van Bommel van Dam im Jahr 1997 hieß es, dass die Künstlerin zweifellos eine der bekannteren Limburger Malerinnen geworden wäre, wenn sie sich für eine Disziplin, wie das Porträt, entschieden hätte. Hannan zufolge kann dies aber kaum der einzige Grund für ihre Unbekanntheit sein: „Künstler wie Pablo Picasso werden gerade wegen ihrer starken Experimentierfreudigkeit und der Beherrschung verschiedener Stile und Themen bewundert.“
Der Kurator glaubt, dass es einen weiteren Grund gibt. Kusters aktivste Jahre als Künstlerin und Kulturunternehmerin fielen in die Zeit der deutschen Besatzung und die Jahre des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit hatten die Museen wenig Budget für den Ankauf zeitgenössischer Kunst. „Sie zogen es vor, das Geld für die Kunst der etablierten Namen auszugeben. Das waren oft Männer, denn Frauen hatten nicht die gleichen Möglichkeiten, Künstlerin zu werden und erfolgreich ihren Weg zu gehen“, resümiert Hannen. Mit der Entdeckung von Kusters Werk rückt das Museum van Bommel van Dam eine der talentiertesten und freigeistigsten Künstlerinnen Limburgs ins Rampenlicht.
Ihrer Zeit weit voraus
Giselle Kuster wurde 1911 in Venlo geboren. Sie wuchs zwischen den Stoffen, Garnen und Knöpfen des elterlichen Modehauses und der Bekleidungswerkstatt auf. Kreativität war für sie kein Fremdwort. Im Jahr 1934 gewann sie auf einer Ausstellung in Florenz einen Preis für ihr heiteres Gemälde der Jungfrau Maria. Noch im selben Jahr begann Kuster eine Künstlerausbildung an der Académie Royale des Beaux-Arts in Lüttich, Belgien.
Sie war nicht nur eine virtuose Malerin, sondern auch eine Kulturunternehmerin. Während des Zweiten Weltkriegs zog Kuster nach Leiden, wo sie eine renommierte Galerie für zeitgenössische Kunst eröffnete - was während der deutschen Besatzung eine Herausforderung war. Dennoch gelang es hier, Präsentationen mit Werken von Künstlern wie Charley Toorop, Jan Sluijters, Otto van Rees und sogar Vincent van Gogh zu zeigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sie sich während des Unabhängigkeitskrieges kurz in Indonesien auf. 1950 kehrte Kuster in die Niederlande zurück, wo sie sich engagiert in die Leidener Kunstszene einbrachte. Sie wurde Präsidentin der Leidener Künstlervereinigung Ars Aemula Naturae und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil.
„Neben ihrer Arbeit als Künstlerin erfüllte Kuster eine wichtige und sehr aktive Rolle als Förderin des kulturellen Lebens, und das in einer Zeit und in einem sozialen Umfeld, die dies schwierig machten“, sagt Rieke Righolt, Direktorin des Museums van Bommel van Dam. „Sie förderte das Werk noch unbekannter Künstler zutage und verknüpfte die Künstler in einschlägigen Netzwerken“. Ab den späten 1950er Jahren lebte und arbeitete Kuster in Maastricht, verbrachte aber große Teile des Jahres auf der spanischen Insel Formentera. Während sich ihre Umgebung und ihr Stil veränderten, blieb die künstlerische und persönliche Freiheit der rote Faden in ihrem Künstlerleben. Kusters Leben gibt Einblick in eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels, in der es für eine Frau nicht üblich war, eine eigene Karriere zu machen.

