

Fantastische Wesen
Jahrhundertealte Mythen in der zeitgenössichem Kunst
Vom 4. Oktober 2025 bis zum 22. März 2026 präsentiert das Museum van Bommel van Dam in Venlo die Ausstellung Fantastische Wesen. Diese internationale Gruppenausstellung besteht aus überwiegend aktuellen Arbeiten etablierter und vielversprechender Künstler. Mythische Figuren und uralte Geschichten sind ihre Inspirationsquelle. Anhand von Fabelwesen in Textilien, Zeichnungen, Keramiken, Gemälden, Videos und Installationen reflektieren sie über aktuelle Themen wie Identität, Kultur und soziale Beziehungen. Was diese Ausstellung so besonders macht, ist die Art und Weise, wie es ihr gelingt, Altes und Neues miteinander zu verbinden: Obwohl mythologische Geschichten der Vergangenheit entstammen, sind sie gleichzeitig lebendige Traditionen. Sie entwickeln sich weiter und inspirieren immer wieder neue Generationen.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler sind Jamel Armand, afra eisma, Alejandro Galván, Marianne van der Heijden, Camille Henrot, Susanna Inglada, Hella Jongerius, Wouter Osterholt, Tanja Ritterbex, RojoNegro, Buhlebezwe Siwani, María Sosa, Nina van de Ven, Theresa Weber und Müge Yilmaz.
Eine Reise durch Kulturen und Epochen
Fantastische Wesen zeigt Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Spanien, der Türkei, Südafrika und Mexiko. Alle diese Künstler schöpfen aus der reichen Tradition der Mythologie und Fantasie in der Kunst. Diese Tradition reicht Tausende von Jahren zurück: von den prähistorischen Höhlenmalereien von Lascaux und den reich verzierten ägyptischen Tempeln bis hin zu berühmten Künstlern der Renaissance und CoBrA-Mitgliedern der Nachkriegszeit wie Karel Appel.
So versucht Jamel Armand, mit den Figuren in seinem Werk einen Bezug zu unbekannten Vorfahren herzustellen. Seine Malerei ist eine Hommage an eine Kultur, mit der er sich trotz eines Generationsbruchs noch immer verbunden fühlt. afra eisma wählt wundersame Kreaturen als Führer, die an Beschützer und Boten in alten Geschichten erinnern. Und Müge Yılmaz und Buhlebezwe Siwani erforschen in ihren Werken die spirituellen und rituellen Aspekte von Mythen.
Monster in einem neuen Licht
Gleich beim Betreten der Ausstellung Fantastische Wesen sieht man sich einem riesigen Textilkopf gegenüber: Medusa (2022). Diese Medusa von Susanna Inglada (Spanien, 1983) weicht eindeutig von dem bekannten schlangenhaarigen Ungeheuer aus der griechischen Mythologie ab. Tränen fließen aus ihren Augen. Die Künstlerin stellt die unbekannte Geschichte dar: Medusa wird vom Meeresgott Poseidon vergewaltigt, woraufhin die Göttin Athene sie aus Eifersucht in ein Ungeheuer verwandelt. "Dieses monumentale Werk bietet eine neue, weibliche Perspektive auf einen Mythos, der jahrhundertelang hauptsächlich von Männern erzählt wurde", sagt Kurator James Hannan.
Ebenso beeindruckend ist die mehr als fünf Meter breite Installation Los monstruos no vivian aqui (2020) von María Sosa (1985). Auf bemaltem Batikstoff zeigt die mexikanische Künstlerin Kreaturen, die sie mittelalterlichen Weltkarten aus Europa entnimmt. Auf diesen Karten waren damals leere Orte oder unbekannte Gebiete mit der Aufschrift „Hier befinden sich Monster“ versehen. Die Ironie dabei: Die europäischen Entdecker fanden keine Monster in Amerika, sondern hatten selbst verheerende Auswirkungen auf die ursprünglichen Bewohner.


Einige Highlights
Einer der Höhepunkte von Fantastische Wesen ist Grosse Fatigue (2013), ein bahnbrechender Film von Camille Henrot (Frankreich, 1978). Auf der 55. Biennale von Venedig erhielt Henrot dafür den prestigeträchtigen Silbernen Löwen. In diesem Film fügt sie Schöpfungsgeschichten aus verschiedenen Zivilisationen zu einer überwältigenden Mischung aus wissenschaftlichen Entdeckungen und Mythologie zusammen. Gesprochene Worte und schnell aufeinanderfolgende Bilder sind die Mittel, die sie einsetzt, um dem Zuschauer das Wissen als einen Strom von Assoziationen zu vermitteln.
Mit Angry Animals (2024) von Hella Jongerius (Niederlande, 1963) hat das Museum van Bommel van Dam ebenfalls eine Premiere: Nach Berlin, New York und Paris wird diese neue Keramikserie zum ersten Mal in den Niederlanden zu sehen sein. Wilde Tiere haben - außer im Märchen - keine Stimme. Mit Tierköpfen, die vor Wut und Frustration verzerrt sind, bringt Jongerius das Leiden unserer „stummen Partner“ zum Ausdruck. Es sind Objekte, die als Gebrauchsgegenstände kaum noch zu gebrauchen sind - ein stiller Widerstand gegen die menschliche Nutzung.
Eine Inspiration aus der Sammlung des Museums
Eine besondere Rolle in dieser Ausstellung spielt eine Serie von gemalten Radierungen aus den 1980er Jahren, die aus der Sammlung des Museums stammen. Sie wurden von der Limburger Künstlerin Marianne van der Heijden (1922-1998) geschaffen. Im Laufe der Jahre machte Van der Heijden eine deutliche Entwicklung durch: Sie wechselte von religiös inspirierter Kunst zu kritischen Reflexionen über den Glauben. Ein Beispiel ist ihre Aanbidding van het beest (Anbetung der Bestie, 1984). Dieses Werk scheint sich auf eine rituelle Ehrerbietung zu beziehen. Im Mittelpunkt steht jedoch keine heilige Figur, sondern ein geheimnisvolles, ja bedrohliches Wesen. Van der Heijdens' modern anmutende fantastische Kreaturen spiegeln ihre persönliche Suche nach Identität und Glauben wider.





















